Leben als Abenteu(r)er

Es klingt immer so schön, wenn ich davon erzähle, dass ich mich schon immer danach gesehnt habe, mein Leben als Abenteuer zu leben. Als eine Geschichte, die ich aktiv so erzählen will, dass sie gut wird, spannend, bereichernd und mit immer neuen guten Enden. Von Brene Brown haben wir gelernt, dass wir für immer neue gute Enden Courage brauchen - und für diesen Lebens- und Seins-Mut Verletzlichkeit brauchen. Dass Verletzlichkeit unsere Stärke als Menschen und unser Kit für unsere Beziehungen und Verbindungen ist. Zu anderen wie zu uns selbst. Und so sind wir eingeladen, in einer Situation, in der wir bisher immer so gehandelt und immer ein unbefriedigendes Ergebnis bekommen haben, nun mal verletzlich zu werden: In die Verbundenheit mit uns selbst gehen und neugierig werden. Und Neugier ist offen sein fürs Ungewisse.

In einer alltäglichen Situation sieht das vielleicht so aus. Ich habe auf einer Party von einer persönlichen Überzeugung gesprochen. Ich habe gesagt, dass ich es inzwischen vorziehe, meine eigenen Fehler zu machen, statt mir von anderen ihre Herangehensweise raten zu lassen (denn ich bin Testerin und Experimentiererin. Für die, denen ich vertraue, öffne ich mich ohnehin in meinem Findungsprozess, sodass sie meist unbewusst meine Mentor:innen sein können. Für diesen Reichtum bin ich dankbar.). Damit habe ich auch gemeint, dass ich mich liebe wie ich bin, dass ich mich selbst annehme, und dass ich zu meinem eigenen langwierigen Lernprozess stehe und mir nicht mehr von Wildfremden Hinweise auf meine vermeintlich vermeidbaren Fehlern anhören werde. Denn so schwer es auch ist, Fehler machen gehört zu mir dazu, exzessiv, es lässt sich nicht ändern, und es bedeutet nicht, dass ich dadurch etwas falsch mache. Es ist Ausdruck meiner ureigenen Art von Kreativität.

Ein paar Tage später erhalte ich eine Rückmeldung von einer Person, die ich sehr wertschätze, dass es bewegend gewesen sei, was ich erzählt hätte. Und das hätte die Person zur eigenen Reflexion bewegt. Bei dieser Reflexion kam heraus, dass wir ja doch alle Hilfe brauchen und es keiner allein schafft.

Nun kann ich mich aufregen über das Missverständnis. Und auch, dass ich mich nicht respektiert gefühlt habe. Ich hatte doch ausgedrückt, dass ich meine Art akzeptiere, und ich als Vorbild für andere anregen will, dass es okay ist, wenn durch Fehler lernen und Experimentierfreude für sie dazu gehört oder sie sich dafür mehr öffnen wollen. Ich kann mich nun entscheiden, meinem Kopf dabei zuzuhören, wie er beginnt, mir Fabelgeschichten darüber zu stricken, wie sehr ich enttäuscht sein sollte, dass schon wieder ein Missverständnis passiert ist. Wie ich es satt habe. Damit im nächsten Schritt mein Kopf dazu übergehen kann, mir kämpferische Argumente in den Mund zu legen, die ich der wertgeschätzten Person bei der nächsten Gelegenheit hinpfeffern kann.

Doch mir fiel auf, dass ich gar nicht alle Informationen hatte. Ich wusste eigentlich nicht sicher, ob die Person auf der Party gewesen war und mich tatsächlich gehört hatte. Ich hätte das nachfragen können, aber das war mir zuviel Energieaufwand. Also habe ich mich dazu entschieden, dass ich in diesem Moment nicht alle Informationen zur Situation habe. Und dieses Nicht-Wissen offen anzunehmen.

Das hat sogleich den Zündstoff im Kopf gelöscht. Ich habe mich fürs Ungewisse entschieden und somit für meine Verletzlichkeit und somit für meine Selbstverbundenheit. Und in dieser Verbundenheit habe ich schließlich der wertgeschätzten Person geantwortet, ganz ohne Bedürfnis, etwas klarzustellen oder etwas heimzuzahlen. Einfach nur von Herz zu Herz, die Verbindung im Innern spürend und so auch im Außen zu ihr aufrecht erhaltend, habe ich auf die Teile der Rückmeldung geantwortet, über die ich mir sicher war. Und so schrieb ich ein neues, gutes Ende.

Dann hatte ich da noch ein weiteres Erlebnis, das mich an den Gedanken Leben als Abenteu(r)er erinnerte. Und zwar stand ich heute morgen auf und merkte, dass es ein Pausentag werden würde. Auf keinen Fall könnte ich wieder wie die vorigen Tage lange am Schreibtisch sitzen, heute brauchte ich etwas anderes. Mir fiel plötzlich das Kirschbachtal ein. Es hatte geschneit und ich könnte in dieser neuen Stadt mit dem neuen Schnee mal einen neuen Abstecher in die Landschaft unternehmen. Gehen und meine überschüssige, etwas auf Krawall gebürstete Energie heute in die weiß getünchte Natur verpuffen lassen.

Das tat ich. So sehr von Schnee umgeben war ich schon lange nicht mehr gewesen. Tief sanken meine Stiefel ein und meine Socken wurden naß. Ich musste meine Schritte anpassen, um an einem beschneiten Hügel hochwärts vorankommen zu können; ich musste einmal eine steile Wiese (durch die Schneedecke unsichtbar) hinaufkraxeln, damit ich auf dem oberen, befestigten Weg weitergehen konnte; ich musste mich dem starken Wind drüben bei den weiß bedeckten Ackerfeldern hingeben und mitgehen mit den vereisten Wegen, die noch eine Vielzahl an unterschiedlichem Fußaufsetzen und Körpergewicht-Verlagern verlangten.

Schließlich befand ich mich auf einem eisig-rutschigen Feldweg zurück in die Stadt. Und schließlich konnte ich wieder auf rauem, gestreutem Asphalt lässig dahin schlendern. Da dann kam mir das Gefühl von Abenteuer ganz nah. Ich bin weit draußen gewesen, dachte ich schmunzelnd und mit wildem Glanz in den Augen. Ich sah wieder das dichte, puderige Weiß des Schnees vor mir, so viel davon, und wie der starke Wind den Schneestaub über die Oberfläche wehte.

Leben als Abenteuer geschieht, wenn man sich innerlich flexibel und sicher und mit sich und seinem Körper verbunden genug fühlt, dass man sagen kann: Heute brauche ich eine Pause. Heute mache ich einen Spaziergang ins Unbekannte. Heute lasse ich mich auf ungewisse Außeneinwirkungen ein und schwinge mich auf sie ein. Das Einschwingen schwingt dann nachher auf ebenem, festem Grund noch lange in den Knochen, Muskeln und Nervenbahnen nach und macht im Herzen, Kopf und Bauch einen weiten Raum auf: Ich bin ein Abenteurer im Alltag, ich habe ein paar unerwartete Herausforderungen gemeistert. Ich gestalte meine Lebensgeschichte, wie es mir gefällt, mit vielen neuen guten Enden. Ich entscheide, denn ich lebe.

Das Einschwingen ist dann auch etwas, was ich tun werde auf unserer gemeinsamen Reise im 1:1 NeuroEmbodiment Coaching. So kann ich präsent sein und dir Raum und Tempo überlassen, wie du es für dich gerade brauchst, damit du deine innere Weite entdecken und dich in ihr ausbreiten kannst. Und dann wirst du mehr und mehr der/die Abenteurer:in deines authentischen und kreativen Seins im täglichen Leben und Wirken werden. Wenn du eine Frage dazu hast, wie wir das machen, und du mich deswegen auch gern kennenlernen möchtest, melde dich zu einem informativen unverbindlichen Kennenlerngespräch an. Ich würde mich freuen, dich und deine Themen kennenzulernen, und dafür mit dir die verschiedenen nützlichen Gangarten zu erproben. Bis dahin alles Liebe, Jasmin

Zurück zum Blog





Zurück
Zurück

Auch Schönes braucht Selbstregulation

Weiter
Weiter

Verkörperte Grenzen und kreativer Sog